Die Polyvagal Theorie, entwickelt von Dr. Stephen Porges, erklärt, wie sich psychisches Leiden auf der physischen, körperlichen Ebene widerspiegelt.
Sie hebt die Rolle des Vagusnervs hervor, eines der längsten Nerven im Körper, der eine Schlüsselrolle bei der Regulierung unserer physiologischen Funktionen und emotionalen Reaktionen spielt. Diese Theorie wird häufig den Patienten in der Psychotherapie vorgestellt, damit sie ihre eigenen Beschwerden besser verstehen können.
Diese Theorie fügt sich auch in das Verständnis und die Praxis der auflösenden Hypnose ein.
Die Theorie unterscheidet zwischen drei Hauptzuständen des autonomen Nervensystems:
Im Normalfall wechselt das autonome Nervensystem dynamisch zwischen diesen drei Bereichen und sichert uns eine gesunde Lebensdynamik zwischen Sicherheit, Aktivität und Entspannung.
Kommt es jedoch zu einer Gefahr, wird entweder das sympathische Nervensystem mit seinen Reaktionen - Flucht oder Kampf oder der dorsale Vagus mit seiner Erstarrungs- bzw. Einfrierreaktion aktiviert. Diese Reaktionen dienen unserem Schutz: Wir ergreifen die Flucht, kämpfen gegen den Gegner oder erstarren und zeigen uns tot, um den Angreifer abzuwenden. Nach dem Abklingen der Gefahr sollten wir normalerweise durch Verarbeitung / Abreaktionen der angespannten Lage – sei es durch Selbstregulationsfähigkeiten oder mithilfe Dritter, die uns ein Sicherheitsgefühl vermitteln – in das gesunde Wechselspiel der autonomen Nervensystemmodi (Sicherheit, Aktivität, Entspannung) zurückkehren.
Fehlen uns jedoch die Fähigkeiten zur Selbstregulation oder eine unterstützende Person, die uns das Gefühl von Sicherheit vermittelt und uns somit beim Regulieren hilft, bleiben wir ohne die notwendige Abreaktion bzw. Verarbeitung der gefährlichen Situation im Flucht-/Kampf- oder Erstarrungsmodus stecken.
Das Nervensystem bleibt dysreguliert, was letztendlich zu verschiedenen Symptomen psychischer Beschwerden führt:
Um uns von diesen festgefahrenen und einschränkenden Mustern zu befreien, müssten wir den Prozess, der uns dorthin führte, „reparieren“ und neu gestalten. Nachstehend die Schritte, die das ermöglichen können:
Durch diesen Prozess zu gehen is wichtig, um unser autonomes Nervensystem zur Gleichgewicht zu bringen und somit Ordnung in unserem Unterbewusstsein zu schaffen.
Die analytische Psychologie, gegründet von Carl Gustav Jung, ist ein bedeutender psychologischer Ansatz, der sich mit der menschlichen Psyche, ihren Strukturen, Prozessen und Symbolen beschäftigt. Sie hat auch mein psychologisches Menschenbild geprägt.
Als ich die Auflösende Hypnose kennengelernt habe, konnte ich dieses Verfahren sofort in mein durch die Tiefenpsychologie nach C.G. Jung geprägtes Menschenbild integrieren.
Nachfolgend führe ich die wesentlichen Aspekte des jungianischen Konzepts und deren Verbindungen zur Auflösenden Hypnose auf.
Bewusstsein und Unbewusstes: Jung unterscheidet zwischen dem bewussten und unbewussten Teil der menschlichen Psyche. Im Zentrum der Psyche steht das Selbst, das er als die Quelle betrachtet, aus der die Impulse für menschliche Entwicklung und Leben hervorgehen. Zudem unterteilt Jung das Unbewusste in das persönliche Unbewusste, das individuelle Erinnerungen, Erfahrungen und Gefühle umfasst, und in das kollektive Unbewusste, das universelle, archetypische Erfahrungen beinhaltet, die allen Menschen gemeinsam sind.
Archetypen: Jung führte das Konzept der Archetypen ein, die grundlegenden, universellen Symbole oder Muster, die im kollektiven Unbewussten existieren und in jedem Individuum zum Ausdruck kommen. Beispiele für Archetypen sind der Held, die Große Mutter, Gott, Göttin, der Weise oder der Schatten. Diese Archetypen beeinflussen das Verhalten, Träume und kulturelle Ausdrucksformen.
Der Aspekt der bewussten und unterbewussten Seite der Psyche ist ein der zentralen Grundannahmen der Auflösenden Hypnose. In der A. Hypnose bewegen wir uns meistens im Berreich der persönlichen Unbewussten, es ist jedoch möglich, dass die Hypnotisanden auch Erfahrungen von universellen und archetypischen Natur haben. Diese können in der Reframing Phase auftreten nachdem, das Problem (nach Jung ein psychischer Komplex) gelöst wurde. Jung sagte, dass hinter jedem Komplex (psychisches Problem) ein Archetyp steht. Die Auflösung des Problems öffnet den Weg zum Archetyp um archetypischen Erleben, das durch lebendige und kraftvolle Energie sich auszeichnet.
Schatten: Der Schatten repräsentiert die verdrängten oder unbewussten Aspekte der Persönlichkeit, die oft als negativ wahrgenommen werden. Jung betonte die Bedeutung der Auseinandersetzung mit dem eigenen Schatten. Er vertrat die Ansicht, dass diese Auseinandersetzung Voraussetzung für ein erfülltes Leben und die Verwirklichung des eigenen Potenzials des tiefen Selbst ist.
Schatten Konzept von C.G. Jung und die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit ihm auf dem Heilungs- und Entwicklungsweg findet sich ebenfalls in der Auflösenden Hypnose wider. Zum Schatten gehören alle verdrängte Gefühle, die erneut erlebt und aufgelöst werden müssen. Dieser Satz "„Wer ins Licht möchte, muss durch den Schatten gehen“ stammt von Floris Weber - dem Entwickler der Auflösenden Hypnose.
Individuation: Ein zentrales Konzept der analytischen Psychologie ist der Prozess der Individuation, bei dem Individuen ihre einzigartigen Eigenschaften und Potenziale entdecken und integrieren. Dieser Prozess umfasst die Auseinandersetzung mit dem Unbewussten, die Integration des Schattens und die Entwicklung einer stärkeren Verbindung zum Selbst, das das Zentrum des Menschen bildet und das Potenzial hat, über die menschlichen Grenzen hinauszuwachsen.
Die Erfahrung des in Trance erlebten Prozesses beeindruckt oft durch die Wege, die das Unterbewusstsein wählt, um den Hypnotisanden von seinen Beschwerden zu befreien. Es entsteht der unwiderstehliche Eindruck, dass hinter diesen Prozessen eine Intelligenz wirkt. Die zusätzliche Stärkung, die durch die Hypnose erfolgt, vermittelt das Gefühl, dass darin eine liebevolle Qualität verborgen ist, die in uns Freude und Lebendigkeit hervorruft. Diese Eigenschaften gehören zum tiefen Selbst, das in Verbindung mit dem kollektiven Feld nach Leben, Entfaltung und Kreativität strebt.
Symbole und Traumarbeit: Jung war besonders interessiert an der Bedeutung von Träumen und Symbolen, die in der Kunst, Religion und Mythologie vorkommen. Er glaubte, dass Träume wichtige Informationen über das Unbewusste enthalten und als Mittel zur Selbstentdeckung und Heilung dienen können.
Während die Tiefenpsychologie nach C.G. Jung sich mit Träumen beschäftigt, nutzt die Auflösende Hypnose den Trancezustand, der wie ein Tagtraum zu betrachten ist. Beide Zustände gewährleisten den Zugang zum Unterbewusstsein.
Die Sprache des Unterbewusstseins kann während der hypnotischen Trance durchaus symbolischen Charakter haben. Oft berichten Hypnotisanden von Bildern, die sie erleben, wie Lichter, göttliche Gestalten, Tiere oder Gegenstände wie Truhen, Steine und Blumen. Diese Bilder lösen gleichzeitig konkrete Gefühle in den Menschen aus und rufen neue Lebensqualitäten hervor.
Ein Beispiel könnte ein großer Baum, eine Eiche, in der Reframing-Phase sein, die durch ein Gefühl von Stärke und Stolz begleitet wird. Eine meiner Kommilitoninnen sah einen roten Rubin, der ihr das Gefühl der Würde zurückgab und die Verbindung zu ihrer weiblichen Kraft wiederherstellte.
Spirituelle Aspekte: Jung betonte die Bedeutung von Spiritualität und Transzendenz in der psychologischen Entwicklung. Er glaubte, dass die Suche nach Sinn und persönlicher Bedeutung sowie Erfahrungen, die über persönliche Grenzen hinausgehen, wesentliche Bestandteile der menschlichen Erfahrung darstellen.
In der Hypnose besteht die Möglichkeit, spirituelle und transzendente Erfahrungen zu machen. Manche Hypnotisanden berichten von Erfahrungen, die eine tiefe Verbundenheit mit der Welt und anderen Lebenswesen vermitteln, oder von einem Gefühl der Anwesenheit Gottes.
Fazit: Während die analytische Psychologie von C.G. Jung eine fundierte und zutreffende Darstellung des Aufbaus der menschlichen Psyche liefert, bietet die Auflösende Hypnose ein effektives Werkzeug, um praktisch mit der Psyche zu arbeiten.
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